PROJEKTBESCHREIBUNG


Den Ausgangspunkt des Vorhabens bildet der in seinem Umfang und in seiner Geschlossenheit vergleichlose Bestand an rund 3.700 Schreibkalendern aus dem Zeitraum des 17. bis 19. Jahrhunderts, der im Archiv der Stadt Altenburg (Thüringen) verwahrt wird. Die im Vorhaben inbegriffenen Dokumente gehören der publizistischen Gattung der Jahreskalender an. Als Druckmedium kamen Jahreskalender im deutschsprachigen Raum bereits um 1500 in Form von kleinen Heften auf.
Im weiteren Verlauf der Frühen Neuzeit gewannen sie zusehends an Popularität und entwickelten sich so zu einem regelrechten Massenmedium. Jahreskalender dienten nicht nur der Zeitrechnung, sondern wurden später auch mit Informationen zu Astronomie, Astrologie und Geschichte ("Historien") sowie zu zahleichen anderen Wissensgebieten angereichert. Seit der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gehörten auch fiktionale Erzählungen, aber auch andere literarische Genres zu den in den Kalendern enthaltenen Textsorten. Im 18. Jahrhundert wurden Kalender zusätzlich als Medium für gelehrte Kommunikation wahrgenommen. Das im Projektrahmen erstellte digitale Angebot bietet eine umfangreiche Quellengrundlage, auf deren Basis weitere Forschungen zum Kalenderwesen befördert werden sollen.

Im Rahmen des Projektes wurden insgesamt 1.500 Jahreskalender der im Stadtarchiv Altenburg verwahrten Sammlung der Erscheinungsjahre 1644 bis 1710 mit einem Gesamtumfang von rund 96.000 Druckseiten digitalisiert, wissenschaftlich aufbereitet und in digitaler Form publiziert. Das Projekt wird gemeinschaftlich durchgeführt von der Thüringer Universitäts- und Landesbibliothek Jena (ThULB), dem Institut "Deutsche Presseforschung" der Universität Bremen (DP Bremen) und dem Stadtarchiv Altenburg. Die informationstechnischen Arbeitsanteile sowie die formale Erschließung der Kalender findet an der ThULB Jena statt, die wissenschaftliche Bearbeitung am DP Bremen.

Die Digitalisierung der Altenburger Kalender erfolgte im Digitalisierungszentrum der ThULB Jena. Dort wurden die Materialien in 300 dpi Farbe digitalisiert. Die digitalen Objekte werden als TIFF-Dateien langzeitarchiviert und werden im JPEG-Format angezeigt. Mit der Präsentation der Projektergebnisse im Rahmen des von der ThULB Jena betriebenen Zeitschriftenportals (Journals@UrMEL) werden die Voraussetzungen für die Erforschung dieser kulturhistorisch wertvollen Quellengattung geschaffen. Im Rahmen von Journals@UrMEL sind die erfassten Kalenderreihen über eine alphabetische Übersicht sowie über ein Schlagwortregister zugänglich. Die einzelnen Kalenderreihen sind in Jahrgänge untergliedert, diese wiederum in die Kalendarien und in die Prognostiken.

Das Projekt ist von seiner technischen Struktur her offen angelegt und kann für Nachfolgeprojekte weiter genutzt werden. Das offen angelegte Konzept der University Multimedia Electronic Library (UrMEL) ermöglicht darüber hinaus die Integration in weitere Informationssysteme. Die entsprechenden Prognostiken und Kalendarien wurden im Projektrahmen im Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 17. Jahrhunderts (VD17) erfasst und sind somit in der Datenbank des VD17 aufzufinden. Darüber hinaus wurden die bibliographischen Angaben zu sämtlichen im Projekt inbegriffenen Prognostiken und Kalendarien in der Datenbank des Gemeinsamen Bibliotheksverbundes (GBV) erfasst und sind dort recherchierbar. Zudem sind diese Angaben im Online-Katalog der ThULB Jena nachgewiesen.

Kurzfilm über die Digitalisierung der Kalendersammlung des Stadtarchivs Altenburg: 
http://www.db-thueringen.de/servlets/DocumentServlet?id=8690